Ein Kraftwerk für Menschen zu schaffen, war schon über viele Jahre einer meiner großen Träume. Den entscheidenden Impuls zur Umsetzung – die Kraft, die Klarheit und schließlich die Zieldefinition – erhielt ich durch eine schwere Krankheit. Es eröffnete sich mir ein neues Bewusstsein der Vergänglichkeit, die einem Leben und Handeln im HIER und JETZT eine neue Wertigkeit gaben.
Intuition und Lernbegierde
Als eines von vier Kindern auf einem riesigen Bauernhof frei und in einer fast heilen Welt aufgewachsen, wurde wahrscheinlich dort mein Fundament für Visions- und Antriebskraft verankert. Meine Gratwanderungen im Innen wie im Außen, zwischen Intuition und Ratio, weckten einen überdimensionalen Drang alles und alle verstehen zu wollen, alles wissen zu wollen. Das Mysterium „Mensch“ stellt das Spannendste überhaupt für mich dar. Menschen intuitiv zu sehen, zu spüren, deren Handlungen und Aussagen bereits zu wissen, bevor sie zur Tat schritten – intuitiv zu fühlen und zu sehen – war als junges Mädchen bereits in mir angelegt. Mit meinem intuitiven Wissen drängte es mich auch ein rationales Wissen zu verbinden und diese Kraft führte mich ganz natürlich in eine permanente Suche nach Erklärungen, mehr Wissen, stetigem Lernen durch Ausbildungen, Forschungen, Beobachtungen ergänzt mit einer Menge Selbsterfahrungen, manche davon gewollt, manche nicht immer freiwillig.
So wie Sie, verehrte Leserschaft, war und bin auch ich eine Sinnsuchende. Als 15-Jährige, aus einer Familie kommend, wo eine akademische Ausbildung schon aus finanziellen Gründen kein Thema war, stellte ich mir die Frage, wie ich ein möglichst hohes Bildungsniveau erreichen kann, gleichzeitig eine sinnerfüllte Tätigkeit ausüben darf und möglichst schnell ins Geld verdienen komme. Ich entschied mich für eine Ausbildung zur Elementarpädagogin. Als Zwanzigjährige wurde mir die Leitung eines Kindergartens übertragen. Welch große Auszeichnung, welch riesige Herausforderung, wo ich doch so gänzlich andere Vorstellungen von Pädagogik hatte, als es damals erwünscht war. Ich war inspiriert von der Pädagogik eines Rudolf Steiner, einer Maria Montessori, eines Carl Gustav Jung und hatte noch ein buntes Bouquet an sprühenden Ideen, wie ich die mir anvertrauten Kinder so sein lasse, dass sie ihr eigenes Wesen entdecken und leben durften. Es gibt in jedem Kind einen besonderen Schatz und wenn man diesen Schatz bei einem Kind lässt, einfach nur lässt, nicht einmal fördert, dann entwickelt sich daraus etwas Besonderes, Einzigartiges.
Wenige Jahre später führte der Weg in die Selbständigkeit als Lebens- und Sexualtherapeutin verbunden mit meiner zweiten Rolle als Mutter von zwei Buben. Sexualtherapeutin in ländlicher Umgebung im Jahre 1992 – für diesen Schritt brauchte ich, neben den finanziellen Sorgen, wahrlich meinen ganzen Mut.
Sinn- und Wissenssuchende
Was mich neben der Sinnsuchende begleitet hat, war der starke Trieb mein Wissen zu erweitern. Messbarkeit und Wissenschaftlichkeit waren elementare Voraussetzungen, ob ich etwas als des Lernens wert befand. Als kritischer Geist selektierte ich vorab so genau wie möglich, ob ich den Lehrstoff inhaltlich mittragen konnte – ich lernte mich querbeet durch verschiedenste Ausbildungen und Lehrgänge an diversen Fachhochschulen, Universitäten, akkreditierte Bildungseinrichtungen im In- und Ausland. Spät in meinem Leben ließen sich dank dem Bologna-System alle Ausbildungen so zusammenführen, dass sich mit einem überschaubaren Extra-Aufwand ein Dr. phil. in Psychologie & Management plus ein MBA realisieren ließen. Endlich hatte ich eine kurze Antwort auf die wiederkehrende Frage nach meiner Ausbildung parat.
Wie kann Lebensgestaltung funktionieren, und zwar messbar belegt und rational betrachtet, war stets eine Schlüsselfrage für mich. Meine Lernbegierde findet sicherlich eine wesentliche Begründung darin, dass ich mir als ausgeprägte Intuitive das fehlende Analytische dazu erarbeiten wollte.
Mein Leben mit 50
Ich bin sicher nicht die einzige Frau, die als 50-Jährige das Leben in vollen Zügen genossen hat. Meine Buben hatten ihre Ausbildungen abgeschlossen; es war eine ganz tiefe Freude zu sehen, wie sie ihr Leben selbständig gestalteten. Beruflich war ich voll etabliert, führte erfolgreich meine Praxis und war erfüllt von meiner Berufung, andere Menschen zu fördern. Außerdem war ich glücklich liiert, ich hatte diese bedingungslose Liebe gefunden, die vollkommen arbeitsfrei war, ich hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt. Beide waren wir stark auf unsere Familien und Berufe fokussiert. Daneben gute Freunde, gesellschaftliche Ereignisse, herrliche Reisen – ich fühlte mich mitten in einer wahrlich blumigen Reife- und Erntezeit. Alles gelang, alles war leicht.
Wir waren dankbar, freudvoll und hatten eine Menge Ideen für unsere Zukunft. Es war klar, dass ich noch unendlich viel Leben vor mir haben würde, natürlich würde ich auch eines Tages die Erde verlassen, eines Tages, vielleicht, wenn ich hundert bin.
Akutkrise
„Wir müssen jetzt gleich etwas machen, da handelt es sich jetzt um Krebs, das schaut schon nach etwas Größerem aus“, meinte der praktische Arzt am Telefon.
„Aha, ok, aber das muss nicht gleich jetzt sein, weil ab morgen habe ich ein Training bis Samstagabend, ich kann das so kurzfristig nicht absagen. Auch muss ich noch ein paar Sachen hier in der Praxis erledigen, ab Dienstag nehme ich mir dann Zeit für das Thema“, hörte ich mich sagen.
„Nein, nicht am Dienstag, der Befund schaut wirklich nicht gut aus. Es sind sofort Maßnahmen einzuleiten.“
Sie werden es nicht glauben, mein Arzt telefonierte eine Stunde mit mir. Ich weigerte mich die Realität anzuerkennen. Erst als ich am nächsten Tag selber schwarz auf weiß die Diagnose und den Therapievorschlag las, erkannte ich rational, was los war, gleichzeitig gingen Körper und Emotionen vollkommen unkontrollierbar für mich in den Ausnahmezustand.
Akute Krisen verlangen nach einer Krisenintervention. Scheuen Sie sich nicht, ob als primär Betroffener oder sekundär Betroffener sofortige psychologische Betreuung anzufordern, zu organisieren, einzufordern. Ich halte es auch für wichtig, dass bei den entscheidenden Arztgesprächen jemand dabei ist, denn man nimmt das Gehörte nur teilweise auf. Die akute Krise, wo Körper und Emotion unkontrollierbar sind, kann einige Tage dauern. Typische Symptome: absolute Unfähigkeit in den Schlaf zu finden, keine Durstgefühle, kein Hunger, keine Tränen oder Weinen, Sehschwächen, Taubheit, scheinbar logisches Argumentieren.
Der Akutkrise folgt in den meisten Fällen eine fundamentale Lebenskrise, für die viele Methoden dieses Coachings sehr wohl eine hervorragende Unterstützung sein können, wie das auch bei mir der Fall war.
STARK packen
Im Laufe der Zeit habe ich viele Klientinnen und Klienten betreut, die vollkommen erschöpft waren, wo jegliche Energie ausgelöscht war und ich meine Aufgabe darin sah, einen Funken an Energie zu finden und zu nähren. Als Kind war es oft meine Aufgabe, das Feuer im Ofen anzumachen, wahrlich ein aufwändiges Stück Arbeit, beginnend beim Ausräumen, über Asche rauskehren, Brennmaterial und Holz in verschiedenen Größen neu schlichten bis zum finalen Akt des Anzündens. Um die Prozedur abzukürzen, hoffte ich jedes Mal auf ein leichtes Glosen oder zumindest einen Funken, der vom vorabendlichen Feuer noch übriggeblieben sein könnte. Dazu musste ich mit aller Vorsicht ans Werk gehen. Behutsam, ganz zart schob ich die Asche auf die Seite und ging auf Entdeckungsreise. Wenn ich Glück hatte, leuchtete mich tatsächlich ein Fünkchen an, das die Nacht überlebt hatte, aber dem Erlöschen nahe war. Zart pustete ich dem Funken ein wenig Leben ein, er dankte es mir mit einem kurzen Aufleuchten. Mit einem kleinen Stück feinen Zeitungspapiers, das ich eng zusammengerollt hatte, meiner ganzen Konzentration und einer ruhigen Hand übertrug sich die Energie vom Funken auf das Zeitungspapier, es begann zu glosen. Erneut zartes Pusten, ein Flämmchen erstrahlte, ich griff zu einem dünnen Holzspan und wartete bis dieses Feuer fing und so arbeitete ich weiter und weiter, bis ein ordentliches Feuer die Stube erwärmte. Ich war fasziniert davon, wie es gelingen konnte, aus einem kleinen Funken wieder etwas Großes, Nährendes zu schaffen und gleichzeitig froh, mir das Asche ausräumen erspart zu haben. Damals habe ich wohl schon gelernt, mit Achtsamkeit etwas zu nähren, was mir später im Coaching zugutekam. Die Analogie vom Funken, der genährt werden will, bekam bei meiner Gesundheitskrise eine besondere Bedeutung. Jeden Funken Hoffnung, egal aus welcher Ecke und wie verborgen er zunächst auch war, legte ich frei, gab ihm meine volle Konzentration, hauchte ihm zartes Leben ein, betrachtete seinen Überlebenswillen, nährte ihn weiter, machte ihn groß und größer.
Während meiner Heilungsphase entwickelte ich das Energiemodell STARK. Es bildet nun ein Herzstück von Sei Dein Kraftwerk.
Ich erlebte in dieser schwierigen Zeit die wunderbarsten Glücksmomente mit einer noch nie da gewesenen Intensität. Nach den erfolgreichen Behandlungen, nach der Hochzeit und dem Jakobsweg wurden die Glücksmomente wieder kleiner und ich wusste, dass ich dafür im Gegenzug ein schönes Stück Alltag gewonnen habe.